An Monsieur Aupetit Erzbischof von Paris
Monsignore,
In Ihrem Brief vom 8. September haben Sie bezugnehmend auf das Motu proprio Traditionis Custodes mitgeteilt, mehrere heilige Messen zu untersagen. Die hl. Messe am Mittwochmittag in Sainte Clothilde, am Mittwochabend in Saint François Xavier, am Donnerstagabend in Mariä Himmelfahrt in Passy sowie die Sonntagsmessen in Saint Georges de la Valette und in Notre Dame du Travail. Hunderte Seelen sehen sich ihrer gewohnten heiligen Messe beraubt, die sie für ihre Heiligung nötig haben.
In Saint François Xavier versammeln sich seit Jahren am Mittwochabend hunderte von Jugendlichen, an den überlieferten Ritus gewöhnt oder nicht, um die hl. Messe zu feiern. Welche Freude, in Vereinigung mit der gesamten Kirche am heiligen Messopfer teilzuhaben und in dieser Liturgie eine Schönheit vorzufinden, die es uns erlaubt zu evangelisieren, so wie es der heilige Vater in der Enzyklika Evangelii Gaudium fordert.
Wir verstehen Ihren Entschluss nicht und würden uns eine Erklärung hierzu wünschen. Wir sind zutiefst betroffen und betrübt über die Untersagung dieser fruchtbaren Apostolate, die Quelle zahlreicher Gnaden waren. Deswegen haben wir auf Ihre Entscheidung hin beschlossen, uns jeden Mittwoch zu versammeln, um den Rosenkranz zu beten, um mit Hilfe des Himmels eine positive Antwort Ihrerseits auf unsere Anfrage zu erhalten, die untersagte Messe wieder stattfinden zu lassen.
Sie haben eingewilligt, die Mittwochabendmesse wieder feiern zu lassen, in Notre Dame du Lys. Wir danken Ihnen, denn die Wiederaufnahme dieser Messe ist eine wirkliche pastorale Notwendigkeit. Aber warum wird sie nicht in Saint François Xavier wieder zugelassen, wo sie seit vielen Jahren gefeiert wird? Wir mussten dort wegen der immer größer werdenden Anzahl Gläubiger ja bereits von der Kapelle der Heiligen Jungfrau ins Hauptschiff wechseln. Notre Dame du Lys nun aber ist deutlich kleiner und wird kaum alle Gläubigen fassen können. Dies erschwert die Mitfeier der hl. Messe erheblich, zumal die Hygieneregeln ja Abstandhalten erfordern. Diese unbegründete Verlegung aus einer Kirche in eine Patronatskapelle – ist darin nicht ein Zeichen zu sehen, als Katholiken zweiter Klasse behandelt zu werden? Wir haben den Eindruck, ohne Grund zurückgewiesen zu werden.
Wir verstehen auch nicht, warum die Priester der Bruderschaft St. Petrus ausgeschlossen werden. Sie sind für ihre Vorzüge bekannt, und ein Großteil von uns schätzt sie so sehr, dass wir ihnen das Heil unserer Seelen anvertrauen. Die Priesterbruderschaft St. Petrus leistet in Paris seit mehreren Jahren Beträchtliches, um den wachsenden Bedürfnissen der Katholiken der Diözese gerecht zu werden, denen es am Herzen liegt, sich zu bilden, aus der Kraft der Sakramente zu leben und Christus näher zu kommen. Die Kirche leidet seit Jahrzehnten an einem Mangel an Berufungen, sie tut sich schwer, die seelsorgerischen Dienste zu erfüllen, die wir so nötig haben. Warum unterstützen Sie nicht die Priester, die bereit sind, in Ihrer Diözese zu dienen? Die guten Hirten, denen Sie uns anvertrauen, sind schon sehr beladen mit ihrem Apostolat. Zum Wohle aller Priester scheint es uns unverständlich, die Hilfe anderer Priester abzulehnen.
Es ist heute schwierig, auf katholische Weise zu leben. Wir müssen um unsere eigene Bekehrung kämpfen in einer Welt, die der Vorstellung von Gott und seiner Liebe feindselig gegenüber steht. In dem schmerzlichen Moment, da die Kirche, die wir lieben, im Kreuzfeuer der Medien steht, sollten es doch in einer Diözese Priorität haben, Nächstenliebe und brüderliche Einigkeit zu üben, so meinen wir. Daher bitten wir Sie, unser Anliegen in väterlichem Wohlwollen zu prüfen und zu ermöglichen, dass wir unseren Glauben in Saint François Xavier leben und in der traditionellen Messe feiern können; denn nichts rechtfertigt aus unserer Sicht Ihre Entscheidung, für die wir noch eine Erklärung erwarten.
Deshalb, Monsignore, geben Sie uns die spirituellen Mittel zurück, aus denen wir Kraft, Mut und vor allem Glauben schöpfen, um Christus und seine Kirche zu verteidigen. Wir versichern Sie unseres kindlichen Vertrauens und unseres Gebetes,
(Übersetzung aus dem Französischen von S. Bauch)